Der Humanist und königliche Statthalter in den Landen Heinrich Rantzau (*1526-1598†) veranlasste 1580 die Einrichtung einer 14 Hektar großen Baumschule bei Oelixdorf in der Nähe von Winseldorf, von der Reste noch im Jahr 1809 existent gewesen sein sollen. Über den brandenburgischen Markgrafen soll er sich dafür eigens Sämereien für Nadelgehölz besorgt haben, weswegen er als Pionier bei der Anpflanzung von Tannen und Kiefern im Bereich Schleswig-Holsteins gilt. Überaus bemerkenswert ist, dass Rantzau seine Baumschule auf der sogenannten Rantzauschen Tafel abbilden ließ: Auf der nach 1591 gemalten und von den damals im Familienbesitz befindlichen Herrenhäusern umrahmten Tafel, in deren Zentrum sich ein Stammbaum der Rantzaus vor dem Hintergrund einer stark verzerrten Karte Schleswig-Holsteins sowie Jütlands, Fünens und Schonens befindet, sind bedeutende Taten und Monumente der Rantzaus dargestellt. Die Baumschule ist links unten deutlich zu sehen und zum besseren Verständnis noch mit folgender, im Original lateinischen Beischrift versehen: „Baumschule Heinrich Rantzaus“. Eine steinerne Stele vor der Baumschule nennt eigens nochmals ihren Urheber. Oberhalb der Baumschule steht auf Latein geschrieben: „Im Jahre des Herrn 1580 pflanzte Heinrich Rantzau diese Eichen, Tannen und Birken. Das Pflanzungsjahr und den Anfang hieß er hinzuschreiben, damit die Nachwelt ihr Alter bestimmen könne. Welches er bis in alle Ewigkeit der ewigen Gottheit empfiehlt.“ Es spricht für den großen Stellenwert, den Rantzau seiner Baumschule beimaß, und für eine nicht nur ökonomische Motivation dazu, wenn er sie so prominent auf diesem Denkmal adeliger Selbstdarstellung platzieren ließ. Der Wortlaut des zitierten Beitextes spiegelt die Existenz von Nachhaltigkeitsdenken schon zu Rantzaus Tagen wider – also lange bevor von Carlowitz 1713 den Begriff im forstwirtschaftlichen Sinn in die Welt setzte. Nachhaltigkeit als Wirtschaftsprinzip existierte schon für die Menschen des Mittelalters und der frühen Neuzeit.
Die am ehemaligen Standort der Baumschule befindliche Stele aus Sandstein erinnert bis heute an diese landesweit einmalige, zeitlich sehr frühe Nachhaltigkeitsinitiative. Sie ist jetzt stark verwittert, sodass nur noch die Jahreszahl 1580 und Rantzaus Name darauf erkennbar sind.
Prof. Dr. Oliver Auge (1021)
Zum Weiterlesen: Oliver Auge, Auf dem Weg zur Nachhaltigkeit? Ansätze zu Ressourcenschutz und Ressourcenregeneration im spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Schleswig-Holstein, in: Wirtschaft und Umwelt vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Auf dem Weg zur Nachhaltigkeit, hg. von Günther Schulz und Reinhold Reith (Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte/233), Stuttgart 2015, S. 31-51.
Bilder: Henning Andresen