Von 1877 bis 1912 wurde die letzte königliche Brieftaubenstation an der Nordsee in Tönning betrieben, um die Verbindung zu den zwei Feuerschiffen in der Eidermündung zu halten. Von 1877 bis 1893 unterhielt sie der Gastwirt B.A.Bumb, danach der Uhrmacher Hinrich Wohlenberg. Er hatte für 1.500 Mark pro Jahr mindestens 100 Flugtauben vorzuhalten. In 14 Paragraphen war alles genau geregelt über Aufzucht, die Aufschrift der Vogelringe bis hin und zur Technik. So musste es einen Apparat geben, der beim Eintreffen einer Taube im Schlag solange klingelte, bis die Depesche abgenommen war. Die Tauben wurden zuerst mit einer Segeljolle auf die Eiderlotsengaliot und zum Feuerschiff Außeneider gebracht. Um sicher zu gehen, wurde jede Nachricht mit drei Tauben von den Schiffen nach Tönning geschickt. Von der Station Außeneider betrug die Flugstrecke 45 km, von der Eiderlotsengaliot 19 km. Die Tauben schafften die kurze Strecke in zehn bis fünfzehn, die lange in 35 bis 50 Minuten. Die Tauben brachten nicht nur Nachrichten über Routinevorgängen, wie die Ankunft von Schiffen, sie wurden auch in Seenotfällen eingesetzt. 1912 war das Ende der letzte Königlichen Brieftaubenstation gekommen. Auch das hatte der Staatsvertrag von 1894 schon geregelt. Paragraph 11,3 lautete, der Vertrag sei aufzuheben, „wenn mittels elektrischer Telegraphie eine Verbindung mit den Feuerschiffen hergestellt und dadurch die Brieftaubenverbindung überflüssig wird“.
-ju- 0401/0821
Quellen: „Die letzte Königliche Brieftaubenstation an der deutschen Nordseeküste – Hinrich Wohlenberg, Tönning“, Erich Wohlenberg, Sonderheft der Gesellschaft für Tönninger Stadtgeschichte e.V., 1993
Bildquelle: Mitteilungsblatt der Gesellschaft für Tönninger Stadtgeschichte, 2/1982