
Als „Yachtmatrosen“ werden Berufsseeleute bezeichnet, die für Geld auf Luxusyachten anheuerten. Seit der Mitte der 1880er Jahre wurde der Yachtsport vor allem in Kiel populär. Kaiser Wilhelm II. (*1859-1941†), Gustav Krupp (*1870-1950†) und andere lieferten sich auf der Kieler Förde mit Yachten um die 30 Meter Länge und am Ende mit 1.400 Quadratmetern Segelfläche Regatten. Um diese Schiffe zu bedienen, wurden bis zu 36 Mann Besatzung gebraucht. Der Kaiser fuhr zunächst mit britischen Yachten und britischen Seeleuten. Bei der von Anbeginn traditionellen Langfahrt von Kiel nach Eckernförde, der Aalregatta, kam der Kaiser mit der Meteor I, II und III stets als letzter an. Die Eckernförder Fischerjungs sahen sich das Schauspiel belustigt an. Sie frotzelten über die britischen Matrosen „Wat de kön’t, kön’t wi schon lang“. Auch der Kaiser bekam das zu Gehör.

1909 wurde für Kaiser Wilhelm II. auf der Germaniawerft in Kiel mit der Meteor IV die erste deutsche Yacht gebaut. Auf dem 47 Meter langen Schoner (Lüa) wurden zum erst Mal deutsche Yachtmatrosen eingesetzt. Als besonders tüchtig erwiesen sich Fischer aus Eckernförde. Für sie war die Arbeit auf den am Ende riesigen Schonern ideal. Während der Regattasaison von Mai bis September ruhte vor Eckernförde die Wadenfischerei. Für die Fischer, die gute Segler, kräftig und geschickt waren, bot sich auf den Yachten ein gut bezahlter Job. Bald zeigte sich, dass die Yachtmatrosen aus Eckernförde schnellere Manöver fuhren als die Konkurrenten und damit Regatten gewannen. So wurden sie von immer mehr Yachtbesitzern angeheuert. Am 10. November 1906 gründeten 18 Fischer aus Eckernförde unter der Leitung von Heinrich Prüß in der „Ostseehalle“ den „Verein der Yachtmannschaften zu Eckernförde“. Zweck war es, Fischern Heuern auf den großen Yachten zu vermitteln. Dafür mussten diese „kräftig, gewandt, gut erzogen, verschwiegen sowie gute Seemänner“ sein. Der Verein übernahm nun die Aufgabe, Heuern zu vermitteln. Für Eckernförde hatte er darauf ein Monopol. Um Anfragen zu bekommen, wurden nicht nur Anzeigen geschaltet, auch Segelclubs in Kiel, Berlin, Danzig, Greifswald und aus dem Süden waren an den Eckernfördern interessiert und wurden angeschrieben. Gab es weniger Plätze als sich Yachtmatrosen beim Verein gemeldet hatten, wurde gelost. Die Yachtmatrosen verdienten gut und kamen in der Welt rum. Manche wurden ganzjährig von den Schiffseignern eingestellt und arbeiteten auch als Butler. Der Verein hatte seine erste Blütezeit vor dem Ersten Weltkrieg. Danach setzte erst von 1923 an die Nachfrage wieder ein, der Verein erholte sich und hatte bald wieder über 120 Mitglieder. Heute ist die Traditionspflege Vereinszweck und er hat noch rund 70 Mitglieder von denen allerdings keiner mehr als „bezahlte Hand“ zur See fährt.
-rgsh- (1125*)
Quelle: „Verein der Yachtmannschaften zu Eckernförde“, Vorsitzender Lorenz Markwardt; Michael Krieg, „Yachtmatrosen für den Kaiser“, 24.11.2024, https://floatmagazin.de/leute/des-kaisers-eckernfoerder-yachtmatrosen/; Wikipedia;
Bildquellen: Yachtmatrosen: Verein der Yachtmannschaften zu Eckernförde; Postkarte KiWo: Wikipedia gemeinfrei