Von der schweifenden Jagd zur Seßhaftigkeit

Beigaben eines Männergrabes aus der Jungsteinzeit um 2100 v.Chr.
Der früheste Nachweis des Aufenthalts von Menschen in Schleswig-Holstein findet sich im 13. Jahrtausend vor Christus: sporadisch genutzte Jagdlager von Rentierjägern, die Pfeil und Bogen mit sich führen, eine harpunenartige Waffe und ein axtähnliches Hiebinstrument. Nach 8000-9000 Jahren gelingt der schwierige Übergang zu Seßhaftigkeit und bäuerlicher Wirtschaft, die neolithische „Revolution“. Ackerbau und Viehzucht erfordern fortgeschrittene Organisation, Planung und die Fähigkeit zur Bodenbearbeitung: Für Wintervorrat und Saatgut muß ein Überschuß erwirtschaftet und aufbewahrt werden. Megalithgräber demonstrieren heute noch diese Kompetenz sowie den Zusammenhalt seßhafter sozialer Gefüge. Rodungen, Dörfer, Weide und Acker, nachweisbar erstmals im 3. Jahrtausend vor Christus, stehen für erste planvolle Eingriffe in natürliche Vegetationsverhältnisse. Wichtigstes Werkzeug des Menschen ist das Steinbeil. Das Pferd wird domestiziert. Größere Differenzierung ist ein Kennzeichen des 2. Jahrtausend vor Christus: Die Tätigkeit von Handwerkern neben Bauern in größeren Siedlungseinheiten setzt größere Agrarüberschüsse voraus, auch der Import von Bronze: neben der gewöhnlichen Flintsichel findet sich die bronzene Sichel. Der Handel quert die jütische Halbinsel von Westen, auf Wagen mit Scheibenrädern, geritten wird noch nicht. Mit den im 2. Jahrhundert vor Christus erwähnten Kimbern und Teutonen verbinden sich die ersten überlieferten Namen der Frühgeschichte Nordelbiens. Eisen ist der neue Werkstoff. Eine weitere Innovation: der Einsatz des Pferdes als Reittier. Es verbessert Transport und Kommunikation und hat Folgen für die Beherrschung des Raumes. Größere Stammesverbände mit sozialer Gliederung sind im 1. Jahrhundert nach Christus erwähnt. Die „Sachsen“, erstmals im 2. Jahrhundert belegt, fallen zusammen mit Jüten und Angeln um 400 in Britannien ein und hinterlassennördlich der Elbe große Siedlungslücken. Erst im 8. Jahrhundert kommt es zur Landnahme durch Sachsen, Friesen, Slawen sowie durch Jüten. Der dänische Handelsplatz Haithabu entsteht im 9. Jahrhundert. Die christliche Mission beginnt in Nordelbien, in einer Zeit labiler Verhältnisse, die bis um 1100 andauern. Sie bleibt noch ohne nachhaltigen Erfolg.
-ulla-
Zeitleiste 400 bis 1099
400 | In der Völkerwanderungszeit verlassen Angeln und Sachsen (Angelsachsen) ihre Siedlungsgebiete an Nord- und Ostsee |
737 | Erste Bautätigkeit am Danewerk |
782 | Christianisierung Willehads in Holstein, sein Begleiter Atrebanus wird in Dithmarschen erschlagen |
798 | Niederlage der nordelbischen Sachsen gegen die Abodriten auf dem Sventanafeld bei Bornhöved. |
800 | Zweite Landnahme der Marschen durch Sachsen an der Küste Dithmarschens und Friesen in den Utlanden; erste Münzprägung (Geld) in Haithabu |
804 | Deportation von Sachsen aus dem südlichen Holstein ins Frankenreich; Karl der Große überlässt den Abodriten Nordelbien |
808 | Ausbau des Danewerks |
809 | Bau der befestigten fränkischen Stützpunkte Esesfeld und Hammaburg (Hamburg) |
818 | Erwähnung des Limes Saxoniae als unbefestigte Grenze zwischen Sachsen und Slawen |
819 | Errichtung der ersten Burganlage von Alt Lübeck |
822 | Ludwig der Fromme beauftragt Ebo von Reims mit der nordischen Mission (Christianisierung) |
830 | Hamburg wird Bischofssitz |
831 | Hamburg wird Erzbistum unter Ansgar |
844 | Wikinger überfallen Hamburg, Ansgar muss fliehen |
846 | Das Erzbistum Hamburg wird aufgehoben |
847 | Gründung des Erzbistums Hamburg-Bremen |
848 | Horich gestattet Ansgar den ersten Kirchenbau in Haithabu |
935 | Otto I. errichtet die Billunger-Mark im Abotritenland |
948 | Marko zum ersten Bischof von Schleswig geweiht |
953 | Hermann Billung wird Markgraf |
965 | Harald Blauzahn wird getauft |
968 | Oldenburg wird Bischofssitz (Wagrien / Christianisierung) |
974 | Ein Heer Ottos II. überschreitet das Danewerk, Ansiedlung von Sachsen in Haithabu |
983 | Sven Gabelbart stellt die dänische Herrschaft in Haithabu wieder her; Aufstand der Abodriten unter Mstivoj, Zerstörung Starigards (Oldenburgs) und Hamburgs |
1018 | Aufstand der Liutzen und Abrodriten, Bischof Benno aus Oldenburg vertrieben |
1025 | Knut der Große erkennt die „Metropolitanrechte“ des Erzbischofs von Hamburg-Bremen an, das damit Missionsarbeit im Norden betreiben darf |
1043 | Nach dem Sieg auf der Lürschauer Heide wird Gottschalk abodritischer Samtherrscher |
1050 | Brandschatzung Haithabus durch Norweger unter Harald Hardrade |
1055 | Ausbau der Burganlage von Alt Lübeck |
1059 | Dithmarschen gehört zum Herrschaftsbereich der Grafen von Stade |
1060 | Bau der Neuen Burg in Hamburg |
1063 | Der Herrschaftsbereich der Grafen von Stade fällt an das Erzbistum Hamburg-Bremen |
1066 | Holsteiner zerstören die erzbischöfliche Burg auf dem Süllberg; Kruto wird abodritischer Samtherrscher; slawischer Überfall auf Haithabu |
1079 | Beginn des Hafenausbaus in Schleswig |
1093 | Der Slawenfürst Heinrich besiegt mit Hilfe der nordelbischen Sachsen ein slawisches Heer auf der Schmilauer Heide |
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