Das Land steht zunächst unter Besatzungsrecht und muß die eigene Bevölkerung sowie Flüchtlinge und Vertriebene unterbringen, kleiden und ernähren. Begleitet und unterstützt von der englischen Besatzungsmacht, entwickeln sich im Lande auf lokaler und auf Landesebene bereits 1945 neue Ansätze politischen Lebens: Parteien, Zeitungen und Verbände. Aus einer preußische Provinz wird ein Land und 1949 das Bundesland Schleswig-Holstein, das in den 50er Jahren an dem „Wirtschaftswunder“ teilhat und die Kriegsschäden beseitigt. Die zentrale Wasserversorgung und damit auch das Badezimmer erreicht nach dem Krieg das flache Land, die Nordfriesischen Inseln aber erst in den 60er Jahren. Der Trecker als Zugmaschine verdrängt das Pferd. Das Verhältnis zum dänischen Nachbarn und zur dänischen Minderheit wird auf neue, haltbare Grundlagen gestellt (1955). Schleswig-Holsteins Landwirtschaft erfährt im Zuge des Ausbaus des europäischen Agrarmarktes einschneidende strukturelle Veränderungen (Höfesterben). Die Modernisierung der regionalen Infrastruktur, eine „Urbanisierung in der Fläche“, erhält durch regionale Strukturpolitik kräftige Impulse. Die Stationierung der Bundeswehr im „von Natur aus benachteiligten Landesteil Schleswig“ dient auch der regionalen Wirtschaft.
Die Wirtschaftskraft des Landes, dessen „alte“ Industrien einen Umbau zur Dienstleistungsgesellschaft erschweren, konzentriert sich in den vier Nachbarkreisen der Metropole Hamburg. Die Schleswig-Holsteiner sind, nicht zuletzt wegen ihrer vielen relativ kleinen Gemeinden, statistisch gesehen, ein Volk von Pendlern. Der Autobahnbau der 70er Jahre gilt zu Recht als infrastrukturelle Großtat.
-ulla-
Zeitleiste 1945 bis 2000
1945 | 5.1. Der Journalist und ehemalige Lübecker SPD-Reichstagsabgeordnete Julius Leber wird in Berlin hingerichtet; 2.-5.5. Besetzung Schleswig-Holsteins durch englische Truppen; 5.5. Kapitulation der deutschen Truppen im Nordraum und in Skandinavien; 8.5. über den Reichssender Flensburg verkündet Großadmrial Dönitz als Nachfolger Hitlers die „bedingungslose Kapitualtion“; 11.5. Einrichtung des Detachment Military Government Kiel unter Colonel Gail Patrick Henderson; 14.5. Otto Hoevermann zum kommissarischen Oberpräsidenten ernannt; 13.7. Erste Aufbautagung unter Leitung des Oberpräsidenten; 15.9. Zulassung politischer Parteien; 18.9. Zweite Aufbautagung; 27.10 Erste Bezirkskonferenz der SPD; 15.11. Theodor Steltzer neuer Oberpräsident; 22.11. „Bund deutscher Nordschleswiger“ gegründet; Wiedereröffnung der Christian-Albrechts-Universität; 1.12. Verwaltungsneuordnung in Schleswig-Holstein. |
1946 | 15.2. Gründungsparteitag der CDU in Rendsburg; 26.2. Eröffnung des Provinziallandtags im Kieler Stadttheater (Landtag); 21.3. Eröffnung der Pädagogischen Hochschule Flensburg; 28.3. Gründung des Landesverbandes der FDP in Neumünster; 12.6. Verabschiedung der „Vorläufigen Verfassung des Landes Schleswig-Holstein“ (Land Schleswig-Holstein); 13.6. Großkundgebung in Kiel gegen Zerstörung der Kai- und Werftanlagen; 23.8. mit der Verordnung Nr. 46 wird den ehemaligen Provinzen Preußens vorläufig der Status von Ländern zugesprochen; 15.9. Erste Gemeindewahlen in der Britischen Zone; 13.10. Erste Kreiswahlen in der britischen Zone; 19.10. Oktober-Note der dänischen Regierung betreffs der Südschleswig-Frage |
1947 | 25.1. Gründung des „Schleswig-Holsteinischen Heimatbundes“ in Schleswig; Auflösung des preußischen Staates; 18.4. der Versuch der Sprengung Helgolands durch den Big Bang scheitert; 20.4. Erste Landtagswahlen; 29.4. Hermann Lüdemann Ministerpräsident; 8.5. Eröffnungssitzung des ersten gewählten Landtags |
1948 | 1.8. Gründung des SSW als Partei der dänischen Volksgruppe (Dänische Minderheit); 7.12. Protestmarsch gegen Werftdemontagen in Kiel |
1949 | 20.5. Ratifizierung des Grundgesetzes durch den Schleswig-Holsteinischen Landtag; 23.5. Schleswig-Holstein wird Bundesland (Land Schleswig-Holstein); 14.8. Wahl zu ersten Deutschen Bundestag; 26.9. Der Landtag verabschiedet die Kieler Erklärung zum Schutz der Minderheiten; 13.12. Verabschiedung der „Landessatzung für Schleswig-Holstein“; Ahrensburg und Brunsbüttel erhalten das Stadtrecht |
1950 | 15.1. Gründung des „Blocks der Heimatvertriebenen und Entrechteten“; März: Gründung des „Bundes für deutsche Friedensarbeit im Grenzland“ (Grenzfriedensbund); 3.5. Erste Sitzung des Landtags im neuen Landeshaus; erste Schiffsneubauten in Kiel; 12.11. der Nordwestdeutsche Rundfunk (NWDR) eröffnet mit dem Studio Flensburg sein erste Redaktion in Schleswig-Holstein |
1951 | 14.3. Gesetz zur Beendigung der Entnazifizierung; Erste Neugründung eines Klosters nach der Reformation in Nütschau |
1952 | 1.3. Freigabe der Insel Helgoland durch die britische Regierung und Wiedereingliederung in den Kreis Pinneberg; Reinbek erhält Stadtrecht |
1953 | 24.2. Beginn des Programms Nord zur Verbesserung der Struktur im Landesteil Schleswig; Schwarzenbek erhält Stadtrecht |
1954 | 8.2. Wohnungsbaukreditanstalt gegründet |
1955 | 29.3. Bonn-Kopenhagener-Erklärungen zum Minderheitenschutz nördlich und südlich der Grenze; erste Landwirtschaftliche Fachausstellung NORLA auf dem Nordmarkfeld in Rendsburg |
1956 | Metallarbeiterstreik (-1957); Erste Bundeswehreinheiten in Schleswig-Holstein; erste Nordische Filmtage in Lübeck |
1957 | 21.5. Vertrag zwischen dem Land und den Ev.-Luth. Kirchen von Schleswig-Holstein, Lübeck und Eutin |
1958 | 15.2. Einsetzung eines Untersuchungsausschusses im Landtag zur Klärung der Heyde-Sawade-Affäre |
1960 | Niebüll erhält Stadtrecht; Hauke-Haien-Koog wird besiedelt |
1962 | 16.2. Sturmflut (Hamburgflut) |
1963 | Fehmarnsundbrücke; 30.4: Eröffnung der Vogelfluglinie über den Fehmarnbelt |
1964 | 3.11. Eröffnung der Medizinischen Akademie Lübeck |
1967 | Wahlstedt erhält Stadtrecht |
1969 | 9./10.6. Großdemonstration vor dem Landeshaus wegen des neuen Ordnungsrechts an den Universitäten; Brunsbüttel erhält Stadtrecht |
1970 | Gebietsreform der Landkreise beginnt, aus bis dahin 17 werden 12 Kreise; Norderstedt und Bargteheide erhalten Stadtrecht; Atomkraftwerk Brunsbüttel am Netz |
1971 | Der in Lübeck geborene Willy Brandt erhält Friedensnobelpreis (Nobelpreis) |
1972 | Segelolympiade in Kiel; Autobahn Hamburg-Kiel; Schenefeld erhält Stadtrecht |
1973 | Mit der Zusammenlegung der Landkreise Flensburg-Land und Schleswig zum Kreis Schleswig-Flensburg wird die 1970 begonnene Gebietsreform abgeschlossen; 20.3. nach sechs Jahren Bauzeit ist das Eidersperrwerk fertig; Kaltenkirchen erhält Stadtrecht |
1974 | Quickborn erhält Stadtrecht |
1975 | 10.1. Der Elbtunnel unter der Elbe im Zuge der A 7 wird freigegeben; 13.4. achte Landtagswahl |
1976 | Erste Demonstrationen von Atomkraftgegnern in Brockdorf |
1978 | Der Ausbau der Autobahn 7 (A 7) erreicht bei Ellund die dänische Grenze; 28.12 beginnt die so genannte Schneekatastrophe (-1979) |
1979 | Glinde erhält Stadtrecht |
1981 | Autobahnanschluss Itzehoe |
1984 | Sturmflut |
1985 | Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer; Medizinische Universität zu Lübeck |
1986 | Atomkraftwerk Brockdorf am Netz |
1987 | Einen Tag vor der Landtagswahl am 13.9. gibt der Spiegel erste Hinweise auf die Barschel-Pfeiffer-Affäre; 11.10. Tod des am 2.10. zurückgetretenen Ministerpräsidenten Uwe Barschel; UNESCO erklärt Lübeck zum Teil des Weltkulturerbes |
1988 | 8.5. Vorzeitige Landtagswahl mit Gewinnen der SPD, die mit Björn Engholm den Ministerpräsidenten stellt |
1989 | Fall der Westgrenze der DDR |
1990 | Sturmflut |
1992 | Ausländerfeindlicher Brandanschlag in Mölln |
1993 | 1.3. Beginn der Schubladenaffäre durch das Geständnis von Sozialminister Günther Jansen (SPD) an den ehemaligen Pressereferenten von Barschel, Reiner Pfeiffer, zusammen 50 000 Mark gezahlt zu haben; 3.5. Björn Engholm tritt als Ministerpräsident zurück, Nachfolgerin wird Heide Simonis als erste Ministerpräsidentin in der Bundesrepublik |
1994 | Beginn des Abbaus der Bundeswehrstandorte |
1998 | 25.10. der Holzfrachter „Pallas“ Fängt auf der Nordsee vor Esbjerg Feuer und strandet vor Amrum |
2000 | Büdelsdorf erhält Stadtrecht |
op/ju (0903 / 0604 / 1105 / 0907 / 0910)
Die Zeitleiste darf gesamt oder in Teilen nur zu rein privaten Zwecken auf der eigenen Festplatte gespeichert werden. Eine Veröffentlichung im Internet oder in anderen Medien ist nicht erlaubt. Die Nutzung zu solchen Zwecken bedarf der schriftlichen Genehmigung durch die Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte (GSHG)
(c) 2001 – 2005 GSHG / Ortwin Pelc (1101 / 1105 / 0907 / 0910)